Klappentext
„Ergriffen schaute Tom hoch. Noch nie hatte er erlebt, dass ein Mensch so auf ihn reagierte.“
John und Marie werden als Eltern vor Sorge fast verrückt. Als Annas Freund auf John trifft, eskaliert seine Wut.
Mehrmals trifft die Vergangenheit knallhart die Gegenwart. Besorgt beobachtet der Falke das BKA und fliegt in den Wald, um John zurückzuholen.
John und Marie werden als Eltern vor Sorge fast verrückt. Als Annas Freund auf John trifft, eskaliert seine Wut.
Mehrmals trifft die Vergangenheit knallhart die Gegenwart. Besorgt beobachtet der Falke das BKA und fliegt in den Wald, um John zurückzuholen.
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Taschenbuch Teil 1 & 2 - schreibt mich gerne an.
Thalia - Weltbild - googleplay
Buchtrailer für Teil 2
Probelesen
30 Buchseiten
Vom
Falken getragen
Teil
2
© by Stefanie
Landahl - Autorin
Text &
Covergestaltung: Stefanie Landahl
Cover Foto: Kurt Bouda
Korrekt/Lektorat :
Renate Schreiber
Quellen: Oscar Wilde –
Zitat
"Alle
in diesem Roman vorkommenden Personen, Schauplätze, Ereignisse und
Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit lebenden
Personen oder Ereignissen sind rein zufällig."
Die
Geburt
Vor
fast drei Monaten hatten sich Marie und John im kleinen Kreis, mitten
in der Natur, das Ja-Wort gegeben. Der Falke hatte zwar keine
Einladung bekommen, war aber anwesend.
John
war sehr beschäftigt mit dem Aufbau der Ferienwohnungen für
finanziell benachteiligte Menschen. Auch die Hundeschule
wurde sehr gut besucht. Manchmal saß er bis in die Nacht, um die
Aufträge als Grafikdesigner abzuarbeiten. Ab und an kam Marie und
holte ihn von der Arbeit weg. John konnte ihr nur schwer einen Wunsch
abschlagen. Wenn sie ihre Arme von hinten um ihn legte und seinen
Nacken küsste, klickte er nebenbei auf speichern und fuhr
den Laptop herunter.
Er
liebte diese Frau abgöttisch. Dass sie sein Kind in sich trug,
grenzte für ihn
nahezu
an ein Wunder. Das Kinderzimmer war fertig und der
Geburtsvorbereitungskurs war beendet. Maries Stichtag rückte in
beängstigende Nähe. Er freute sich sehr auf ihr gemeinsames Kind,
dennoch hatte er etwas Sorge, was die Geburt betraf.
Nun
lag er neben seiner Frau, küsste sanft ihren Bauch und flüsterte
dem Wesen darin liebevolle Worte zu.
„Hey
Kleine, welchen Namen möchtest du haben?“
Marie
kicherte: „Und John, was sagt sie?“
„Warte,
ich lausche. Ich höre ihre Stimme nicht, es gluckert so laut.“
John
legte sein Ohr direkt auf Maries Bauch. Kurz darauf fuhr er
erschrocken hoch und rieb es sich.
„Autsch,
ich glaube, unsere Kleine wird Fußballerin, ihre Tritte sind
jedenfalls kräftig und gezielt. Oder mag sie mich nicht?“
Marie
lachte auf, bevor sie John auf seine Stirn küsste und sagte:
„Liebster,
das glaubst du doch wohl nicht wirklich? Sie wird dich vergöttern,
du bist ihr Daddy. Du wirst ein wundervoller Vater sein, da bin ich
mir sicher!“
„Hm.“
Diese
kurze Antwort, gepaart mit einem nachdenklichen Gesichtsausdruck,
veran-lasste Marie, nachzuhaken.
„John?“
„Ja?“
„Was
ist los?“
„Ach
nichts.“
Marie
nahm Johns Gesicht zwischen ihre Hände und streichelte sanft seine
Denk-falten.
Sie
hatte sich schon längst an seine Stimmungsschwankungen gewöhnt und
war ihm nicht böse. Marie kannte die Gründe und konnte daher gut
damit umgehen. Zudem war sie ihm dies-bezüglich sehr ähnlich.
Dieser
fragende und liebevolle Blick seiner Frau ließ John aufseufzen. Er
wusste, Marie würde, stur wie sie war, weiterbohren.
Sein
Tonfall klang bitter, als er sagte:
„Bei
Tim habe ich als Vater versagt. Das weißt du.“
„John,
du hast nicht versagt. Man hat dich hinters Licht geführt und nicht
mehr Vater sein lassen. Das ist doch etwas ganz anderes. Seid ihr
euch wiederhabt, läuft es doch super zwischen Tim und dir.“
Noch
immer nachdenklich antwortete John.
„Ja,
kann sein. Ach Marie, es ist so viel Zeit verloren gegangen. Jahre,
in denen ich meinen Sohn nicht aufwachsen sah. Aber es stimmt, Tim
wirkt gelöst, wenn wir beisammen sind. Als würde er es mir nicht
übel nehmen.“
Marie
strich John sanft über seine Wange, als sie antwortete.
„Tim
ist sehr fröhlich, wenn ihr zusammen seid. Und so wie er dich
anschaut, John, so schaut kein Kind, das seinem Vater gram ist. So
schauen nur Kinder, die ihren Dad lieben.“
John
spielte gedankenverloren mit einer Haarsträhne von Marie, als er
leise sprach.
„Ja,
du hast wohl Recht. Aber erstaunlich finde ich es schon.“
Lächelnd
befreite Marie ihre Haare aus Johns Hand, obwohl sie diese Eigenart
von ihm total süß fand, aber sie hatte Hunger.
Seid
ihrer Schwangerschaft hatte sie ständig Hunger. Doch zum Glück war
die „Nutellazeit“ vorbei. Die Wochen, in denen sie an einem Tag
locker ein Glas auslöffelte wie eine Süchtige, gehörten der
Vergangenheit an.
„Hast
du Hunger, John?“
„Auf
dich immer, Süße“, folgte die neckische Antwort.
Marie
lachte und freute sich über Johns Stimmungswechsel.
Es
war zwar Frühstückszeit, doch sie entschieden sich für den Rest
der selbstgemachten Pizza vom Vorabend.
Gesättigt
rieb sich Marie ihren Bauch, als sie John fragte:
„Müssen
wir eigentlich spießig werden, wenn unsere Kleine da ist, John?“
Verwundert
kam die prompte Antwort.
„Was?
Nee, bitte nicht! Denkst du, unser Kind braucht spießige Eltern,
Marie?“
„Nein,
unser Kind braucht Liebe und Fürsorge und vielleicht ein paar
Regeln. Aber andere werden es vielleicht erwarten?“
„Na
und? Sollte es uns nicht egal sein? Spießig bedeutet nicht
zwangsläufig gute Eltern. Oder, Marie? Deine Mutter ist doch das
negative Paradebeispiel schlechthin.“
„Stimmt“,
meinte Marie nachdenklich.
„Sie
weiß bisher nicht, dass sie Oma wird. Meinst du nicht, es wäre an
der Zeit, sie zu informieren, Marie?“
Marie
schüttelte den Kopf, und ihre Antwort klang bestimmt.
„Nein,
diese Frau hat nichts mehr in meinem Leben und schon gar nicht im
Leben meiner, also unserer Tochter, zu suchen!“
„Okay.“
John
griff nach Maries Hand und drückte sie leicht.
Nach
einer Weile des Schweigens fragte Marie.
„John,
wie fändest du Mia?“
„Oh,
der Name gefällt mir. Ja, absolut. Mia, unsere kleine Prinzessin
wird Mia heißen. Einverstanden.“
Marie
musste über Johns Enthusiasmus schmunzeln. Wohlwollend strich sie
zart über ihren Bauch und flüsterte:
„Hey
Kleines, möchtest du Mia heißen?“
Als
sie einen Tritt spürte, lachte sie laut auf.
„Ich
glaube, ich habe gerade ihre Zustimmung erhalten.“
Gemeinsam
räumten sie die Küche auf. Als Marie mal wieder den Fußboden
wischen wollte, griff John, wie immer in letzter Zeit, resolut ein.
„Lass
es Marie! Der Arzt hat dir diese Tätigkeiten verboten und das nicht
grundlos.“
John
hatte Mühe, einen ruhigen Tonfall beizubehalten. Manchmal machte ihn
die Sturheit seiner Frau wütend. Marie hatte ihm bereits
vorgehalten, dass Schwanger-schaft keine Krankheit wäre.
Zickig
warf sie den Schrubber in die Ecke und ging stumm ins Schlafzimmer.
John
stöhnte genervt auf und folgte ihr kurze Zeit später.
Marie
saß auf dem Bett und starrte aus dem Fenster.
Sachte
setzte er sich neben sie und legte seinen Arm um ihre Schultern.
„Mensch
Marie, nun sei nicht sauer. Es war nicht böse gemeint, das weißt
du. Ich mache mir Sorgen.“
Seine
Frau seufzte.
„John,
ich bin nur schwanger. Das Thema hatten wir doch schon zur Genüge.
Ich passe schon auf die Kleine auf. Vielleicht solltest du doch noch
ein wenig an deinen Verlustängsten arbeiten?“
Der
letzte Satz kam bissiger rüber, als sie es wollte.
Sie
spürte, wie Johns Körperhaltung steif wurde. Marie bekam ein
schlechtes Gewissen. Warum war sie manchmal so unfair? Daran sind
bestimmt die Hormone schuld, überlegte sie.
„Sorry,
John. Das war gemein.“
„Schon
gut, Marie. Es ist ja ein Fünkchen Wahrheit dabei. Kann ich dich
wirklich nicht überreden, den empfohlenen Kaiser-schnitt zu machen?“
„Nein
John. Den Punkt haben wir schon so oft durchgekaut. Ich bleibe dabei,
ich möchte unser Kind auf normalem Wege bekommen. Millionen Frauen
schafften das!“
„Aber
nicht alle Frauen haben einen Knick im Geburtskanal, Marie.“
„Das
wird die Kleine schon schaffen. Lass uns bitte das Thema wechseln,
John.“
Innerlich
fluchend gab John auf.
Marie
erzählte ihm von ihrem Treffen mit Anna. Ihre Freundin hatte
kürzlich einen Mann über ein Internetportal kennen gelernt. Nach
einiger Zeit des miteinander Schreibens telefonierten sie täglich.
Anna schwärmte nahezu von diesem Mann. Von seiner Stimme und Art.
Sie wollten sich in einer Woche treffen. Mit leuchtenden Augen hatte
Anna ihr ein Foto von ihm gezeigt. Er sah gut aus und sehr männlich.
Marie fand den Blick etwas düster, doch das könnte ja täuschen.
Irgendwie erinnerte er sie ein wenig an John.
Die
Stimmung zwischen dem Pärchen normalisierte sich schnell. John ging
ins Nebengebäude, um dort weiter zu renovieren. Wenn der Komplex
fertig wäre, sollten darin Menschen mit geringen finanziellen
Mitteln Urlaub machen können. Er fand es nicht korrekt, dass Urlaub
und Durchatmen oft nur den Menschen mit mehr Geld vorbehalten war. Er
meinte, dass einiges auf dieser Welt nicht gerecht lief. Der
Gerechtigkeitsinn war eine der Eigenschaften, die Marie und er
miteinander teilten. Es kam vor, während sie gemeinsam eine
Reportage anschauten, dass bei Marie die Tränen liefen und er mit
versteinertem Gesichtsausdruck dem Geschehen folgte. Die Welt konnten
sie leider nicht retten, doch zumindest im Rahmen ihrer Möglichkeiten
wollten sie etwas tun. Dazu gehörte auch die Aufnahme von den in Not
geratenen Tieren. Die baulichen Arbeiten waren abgeschlossen. Mit den
Malerarbeiten kam John zügig voran. In wenigen Tagen könnten die
Möbel geliefert werden. Drei kleine Ferienwohnungen mit kleiner
Küche und Bad. Die untere Wohnung war etwas größer und hatte eine
Terrasse. Die oberen hatten einen kleinen Balkon. Minnie hatte
bereits ihren Rat bezüglich der Bepflanzung geäußert. Gegen Mittag
trieb John der Hunger ins Haus.
Verwundert
stellte er fest, dass Marie nicht, wie sonst, in der Küche oder im
Wohnzimmer anzufinden war.
Vielleicht
war sie müde und hat sich schlafen gelegt, überlegte er. Eine
Schwangerschaft in diesem Status schien anstrengend zu sein. Als er
ins Schlafzimmer sah, stellte er verwundert fest, dass es leer war.
Ein ungutes Gefühl breitete sich in seinem Bauch aus.
„Marie
wo bist du?“, rief er, während er rasch zum Bad ging.
Als
er die Tür öffnete, gefror ihm sein Blut in den Adern.
Marie
lag am Boden, kreidebleich mit weit aufgerissenen Augen. Unter ihr
schien der Boden nass zu sein.
„Oh
Scheiße, Marie. Was ist passiert?“
Zittrig
hob er Marie sachte hoch und trug sie ins Auto.
Gepresst
sagte sie: „John, der Koffer.“
„Scheiß
auf den Koffer, ich hole ihn später. Versprochen.“
Mit
quietschenden Reifen fuhr er los.
Ihr
wiederholtes Aufstöhnen quälte ihn.
John
versuchte, hochkonzentriert, sicher und so schnell wie nur möglich,
zur Klinik zu fahren.
Als
Marie sich in den sicheren Händen des Geburtsfachpersonals befand,
ließ seine Anspannung etwas nach. Zügigen Schrittes verließ er die
Klinik, um Minnie anzurufen. Er hatte ihr und Marie versprochen,
Bescheid zu geben, wenn die Entbindung nahte.
Als
die alte Dame endlich ans Telefon ging, legte er sofort los:
„Minnie,
es ist soweit. Glaube ich zumindest.“
Sie
hörte das Zittern in seiner Stimme.
„Hey
John, das ist ja wunderbar. Bleib ruhig, Junge. Es wird alles gut
gehen.“
„Puh,
Minnie. Sie lag im Bad. Ich suchte Marie im ganzen Haus. Sie hat
Fruchtwasser verloren und leidet.“
„Eine
Geburt ist mit Schmerzen verbunden, John.“
Laut
rief Minnie nach Walter. Er war nicht nur ihr Mann, sondern auch der
Vater von Marie.
„Wir
sind in ungefähr dreißig Minuten bei euch. Halte die Stellung
solange, ihr schafft das, John!“
Rastlos
lief er ein paar Runden im Kreis, holte mehrmals tief Luft, bevor er
wieder zurück in die Klinik ging. Auf der Entbindungsstation
angekommen, ver-nahm er ein lautes Schreien. Er wusste, dass es nicht
Marie war, trotzdem stellten sich ihm die Nackenhaare auf. Zögerlich
ging er weiter.
Eine
Stationsschwester kam ihm entgegen. Sie wusste, dass dieser Mann
Vater würde. So erschrocken schauten nur werdende Väter.
Lächelnd
sprach sie John an.
„Guten
Tag, junger Mann. Zu wem möchten Sie?“
„Zu
Marie Weber, ähm, ich meinte zu Marie Schwed.“
Mit
einem aufmunternden Schmunzeln im Gesicht antwortete die Schwester:
„Kommen
Sie, Herr Schwed, ich bringe Sie hin. Die Untersuchungen sind bei
Marie soweit abgeschlossen. Sie hat vorzeitig Fruchtwasser verloren,
doch es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Keine Sorge.“
Im
Kreißsaal stellte sich die Hebamme lächelnd vor. Sie hieß
Anja. Ermutigend drückte sie Johns Schulter mit den Worten:
„Wir
werden das Kind schon schaukeln, Herr Schwed. Setzen Sie sich.“
John
rückte den Stuhl nah ans Bett heran und griff nach Maries Hand. Mit
der Krankenhausatmosphäre hatte er noch immer ein Problem. Marie sah
das Flackern in seinen Augen.
„Hey,
John. Hast gehört, wir werden das Kind, also unser Kind, schon
schaukeln.“
Sich
innerlich zur Ruhe zwingend, antwortete er:
„Na
klar, Süße. Ich freue mich schon auf den Moment, wenn wir unsere
Mia im Arm halten. Wenn wir wieder daheim sind, beginne ich sofort
mit dem Bau einer Schaukel. Versprochen. Wir könnten sie an den Baum
hängen, den du so liebst. Was meinst du?“
Marie
verkniff sich ein schmerzerfülltes Aufstöhnen und lächelte tapfer,
als sie sagte:
„Klar
doch, Liebster, aber vorher schaukeln wird die Kleine auf unserem Arm
und in der wunderschönen Wiege, die du gebaut hast.“
Einige
Momente später forderte die Hebamme Marie auf, die erlernte
Atemtechnik anzuwenden, damit sie weniger verkrampft wäre. John
unterstützte sie dabei vorbildlich. Zwischendrin wischte er seiner
Frau liebevoll die Schweißperlen von ihrer Stirn. Die Wehen kamen
häufiger und wurden intensiver. John wusste, dass eine Geburt die
natürlichste Sache der Welt war. Momentan fand er es allerdings
grausam. Er sehnte den Moment herbei, wo sie ihr Kind glücklich in
den Armen halten würden. Als Minnie eintraf, machte er ihr
erleichtert Platz. Mit dem Einverständnis der Anwesenden verließ er
kurz darauf den Kreißsaal.
Vor
der Klinik drehte er ein paar Runden. John holte häufiger tief Luft,
in der Hoffnung, es würde ihn beruhigen. Es gelang nur mäßig. Als
er seinen Blick Richtung Himmel hob, entdeckte er den Falken weiter
vorn, in dem höchsten der umstehenden Bäume.
Lächelnd
hob er die Hand zum Gruß. Der Falke tauchte zwar nicht mehr so
häufig auf, die Abstände schienen größer zu werden, doch seine
Anwesenheit hatte an Wirkung nicht verloren. John näherte sich dem
Baum, um dem magischen Tier in die Augen sehen zu können. Stumm
tauschten sie Blicke aus. Plötzlich verkrampfte sich sein Bauch und
John rannte angsterfüllt zurück in die Klinik.
Hektisch
atmend kam er vor dem Kreißsaal an. Minnie stand davor.
Sie
hielt ihn am Arm zurück.
„John,
stopp. Du kannst jetzt nicht rein. Wir müssen hier warten.“
Er
kannte Minnie gut genug, um zu bemerken, dass ihre Stimmlage nicht so
sicher war wie gewöhnlich.
Zittrig
fuhr er sich durchs Haar, als er sie fragte:
„Minnie,
verdammt, was ist los? Was ist passiert? Ich war doch gar nicht lange
weg. Eben war doch noch alles in Ordnung.“
Seine
mütterliche Freundin legte ihre Hand auf seine Schulter und drückte
sie sanft, als sie antwortete: „Ach John, es ging plötzlich ganz
schnell. Die Hebamme drückte den Notruf. Jetzt sind zwei Ärzte bei
ihr.“
„Was
ist passiert, Minnie? Sag es mir. Bitte!“
„John,
ich weiß es nicht so genau. Maries Kreislauf ist kollabiert. Warum,
kann ich dir leider auch nicht sagen.“
„Ist
sie bewusstlos?“
„Ja.“
„Nein,
bitte nicht!“
Minnie
sah die Panik in Johns Augen. Sie konnte es ihm nachfühlen. Kaum ein
Jahr war es her, als Marie in genau diesem Krankenhaus im Koma lag.
Auch wenn die Gründe dafür damals gänzlich andere waren. John
setzte sich kraftlos auf einen der Stühle. Minnie setzte sich neben
ihn und legte beruhigend ihre Hand auf sein Knie.
Kurze
Zeit später rannte die Hebamme an ihnen vorbei. Wenige Minuten
später kam sie mit einem Gerät zurück. (Bis Buchseite 24)
Und
nun noch ein wenig aus „Mittendrin“ im Buch
Bucheite
(Taschenbuch) 243 bi 246
Die
anwesende Psychologin nutze die Pause, um Tom und Marie ihren
tiefsten Respekt auszusprechen. Ebenso versprach sie, dass sie das
komplette Verfahren begleiten würde, wenn beide es wollten. Ihr
Angebot wurde dankend angenommen.
Vier
dampfende Kaffeebecher wurden auf den Tisch gestellt.
„Lassen
Sie ihn sich schmecken. Dafür, dass er nicht handgebrüht ist, kann
man nicht meckern, finde ich.“
Zustimmend
nickten Marie und Tom nach dem ersten Schluck. Die Therapeutin kannte
den Kaffee bereits und schwieg daher.
„Okay,
können wir weitermachen?“
Beide
stimmten zu. Noch ungefähr eine halbe Stunde dauerte die restliche
Befragung. An einem Tisch weiter, mit dem Rücken zu den Anwesenden,
saß eine junge Polizistin und tippte die Aussage in einen Computer.
Zwischendrin wischte sie sich heimlich ihre Tränen weg. Zum Ende der
Vernehmung richtete der Beamte noch ein paar Worte an die Zeugen.
„Herr
und Frau Schwed, ich möchte Ihnen an dieser Stelle danken, danken
für Ihren Mut und Ihnen meinen tiefsten Respekt aussprechen. Wissen
Sie, ich bin Vater und das Gehörte, was Sie an Leib und Seele
erfahren haben, macht mich unglaublich wütend und fassunglos. Trotz
meiner Berufserfahrung. Es ist gut, dass die Verjährungsfrist auf
zwanzig Jahre angehoben wurde. Die Polizei, ihr Anwalt und das Gesetz
werden alles in ihrer Macht stehende tun, damit diese Täter ihre
Strafe bekommen und schnellstmöglich von der Schule verschwinden.“
John
lief draußen mittlerweile im Kreis. Anna sprach beruhigend auf ihn
ein. Dass die Therapeutin schon aufpassen würde und Marie ihr
Notfallmedikament auch dabei hatte, sollte sie tatsächlich wieder
Atemaussetzer bekommen. John stimmte ihr zu und sein Verstand wusste
dies auch. Er kämpfte mit seinem „Kontrollteufel".
Währenddessen nickte er Anna zu mit den Worten: „Ich weiß,“ und
sein Kreislaufen ging weiter.
Marie
und Tom verließen die Behörde. Man hatte ihnen für den weiteren
Verlauf ein Aktenzeichen mitgegeben.
Sie
sahen erschöpft aus. Schnellen Schrittes ging John seiner Frau
entgegen.
Er
blieb vor ihr stehen, hob ihr Kinn sanft an und fragte: „Bist du
okay?“
Er
meinte, eine Spur von Stolz in ihren Augen zu sehen.
Sie
lehnte sich an ihn, während sie seufzte und dennoch kraftvoll
sprach: „Ich bin in Ordnung, John. Mache dir bitte nicht solche
Sorgen. Ja, es war anstrengend, natürlich. Aber es ist richtig und
wichtig. Da müssen wir jetzt halt durch.“
Anna
hatte die Worte ihrer Freundin auch gehört und schaute erstaunt zu
ihr hinüber.
„Hey,
Süße, du klingst richtig taff. Das gefällt mir.“
Während
sie das sagte, löste Anna sich aus der Umarmung mit Tom und ging zu
Marie, umarmte ihre Freundin und gab ihr einen liebevollen
Wangenkuss.
Auch
John war überrascht.
Schöne
Zeit „dir“ :-)
Stefanie
Landahl